Die Anfänge im Mittelalter

Die heutige Stadt Friedberg ist eine Gründung aus der Stauferzeit. Eine kaiserliche Burg (etwa 1170) sollte den Reichsbesitz in der Wetterau sichern. Daran schloss sich die reichsunmittelbare Stadt an, die 1216 erstmalig erwähnt wird. Die Stadt entwickelte sich zu einem Produktions- und Handelsort für Stoffe, von denen das weiße Friedberger Tuch besonders begehrt war und weit exportiert wurde. 
Dank ihrer rasanten wirtschaftlichen Entwicklung löste sich die Stadt 1260 politisch von der Burg und begann mit dem Bau der Stadtkirche „Unserer Lieben Frau“ als Pfarrkirche der aufblühenden Freien Reichsstadt. Der kaum hundert Jahre alte Vorgängerbau wurde abgetragen und durch einen modernen Neubau umbaut und schließlich ersetzt. Nach zahlreichen Beschwerden der Burgmannenschaft wurde der Stadt 1410 die Fertigstellung des südlichen Turms untersagt und nur noch die Fertigstellung der Glockenstube in Holzkonstruktion gestattet. Ob die Kirchtürme tatsächlich als Wehrtürme oder zum Aufstellen von Kanonen geplant waren, ist nicht nachweisbar.                

Die Stadtkirche ist die einzige erhaltene der sieben mittelalterlichen Kirchen in Friedberg. Gottesglaube und Bürgerstolz sind im Bau eine innige Verbindung eingegangen. Von der reichen Ausstattung der Stadtkirche blieben über Jahrhunderte der Lettner mit Kruzifix und frühgotischer Madonna erhalten, das Chorgestühl mit seinen größtenteils restaurierten Tafelmalereien und das 1482 bis 1484 entstandene Sakramentshaus, ein Meisterwerk spätgotischer Steinmetzkunst. Ein Glücksfall ist die Tatsache, dass von der mittelalterlichen Verglasung grade die den Blick aus dem Mittelschiff auffangenden Chorfenster erhalten sind. Sie entstanden im Jahrzehnt ab 1472 unter der Leitung des Malers Henritz Heyl in der Glaswerkstätte von Konrad Rule in Friedberg.

Von der Reformation bis ins 20. Jahrhundert

Im April 1521 übernachtete Martin Luther auf der Rückreise vom Reichstag in Worms in einem Gasthof in Friedberg. Bis 1541 sorgte der Rat der Stadt dafür, dass die Pfarrer, die sich als Lutheraner erwiesen, abgesetzt wurden. 1552 setzte sich die Reformation endgültig durch. 

Erst 300 Jahre nach der Reformation trennte sich die Gemeinde vom Kirchenschatz der ehemals katholischen Kirche und verkaufte in drei Schüben (1822, 1842 und 1878) die meisten der nun nicht mehr benötigten Ausstattungstücke. 

Wegen akuter Baufälligkeit wurde das Bauwerk zeitweise geschlossen. Mit größten Anstrengungen der Friedberger Bürgerschaft, der Evangelischen Kirchengemeinde und des Großherzogtums Hessen gelang schließlich von 1896 bis 1901 die Wiederherstellung der vom Einsturz bedrohten Kirche, die Restaurierung der mittelalterlichen Fenster im Chorraum und die Ausstattung zahlreicher Fenster im Stil des Historismus. 

Von 1957 bis 1964 wurde die Kirche innen renoviert. Die letzten Einrichtungsstücke des 19. Jahrhunderts (Bänke und Kanzel) wurden entfernt. Bestuhlung, Beleuchtung, Unterbau der Orgel, Heizungsanlage, Altar und Kanzel wurden nach zeitgemäßem Geschmack gestaltet mit dem Ziel, den weiten Raum der Stadtkirche deutlicher zu strukturieren und von dekorativer Ablenkung zu befreien. 

Die großen Maßnahmen der jüngeren Vergangenheit waren die Außenrenovierung der Stadtkirche (1996 bis 1999) und die Restaurierung des Sakramentshauses (2021/22). 

Spendenkonto

 Förderverein Stadtkirche e.V. 
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